Vincents erste Reise

Über ein langes Wochenende, von Donnerstag bis Montag, ging es mit Sack und Pack nach Hunteburg und Bad Iburg. Zum Einen um mit Martin Geburtstag zu feiern aber auch um Annikas Mama, Opa und Bruder zu treffen. Natürlich besuchten wir diesmal auch Vincents Uroma im Pflegeheim, wir hoffen dass ihr der Besuch neben der Aufregung auch etwas Freude macht.
Um uns die lange Autofahrt gen Norden zu sparen, haben wir auch wegen Vincent eine Zugfahrt von München Über Hannover und Osnabrück nach Bohmte gebucht. Ein schönes Detail, das wir vorher auch nicht kannten, sind die Kleinkind- und Familienbereiche im ICE und IC, die man mit kleinen Kindern reservieren kann.
Am Donnerstag um 4.20 Uhr aufstehen, fertigmachen und loslaufen zur S-Bahn. Aufzug am Bahnsteig: natürlich kaputt. Heisst Koffer und Kinderwagen hochtragen. Am Hauptbahnhof links aussteigen statt rechts und zum Aufzug: natürlich kaputt. Also auf den nächsten Zug warten, die Seite wieder wechseln und die Rolltreppe benutzen. Am ICE: drei Stufen nach oben. An der falschen Seite des Waggons eingestiegen, der Kinderwagen passt natürlich nicht durch den Gang. Also: Stufen wieder runter, vorlaufen und Stufen wieder rauf. Aber wenn man mal im Zug sitzt ist das mit der Bahn ganz ok, wir waren um ca. 14.30 Uhr pünktlich angekommen.
Da wir eigentlich mit einem nicht ganz so reibungslosen Ablauf gerechnet hatten wählten wir die Umsteigezeiten schon etwas großzügiger. Und so wurde auch das Umsteigen sehr entspannt… wenn wir dann auch sehr gut Zeit hatten die Anschlusszüge zu erreichen. Achja: In Hannover zum McDonalds im ersten OG… Gepäck und Kinderwagen mal wieder tragen, denn Aufzug: Fehlanzeige. In Bohmte angekommen wurden wir am Bahnhof abgeholt, natürlich nicht ohne Kinderwagen und Gepäck nochmals Treppen runter und wieder rauf zu tragen. Ganz ehrlich: als Rollstuhlfahrer wäre unsere Reise ungelogen an jeder unserer Stationen problematisch geworden. In Olching hätten wir wahrscheinlich direkt umdrehen können, da zumindest wir niemanden gesehen haben, der in der Lage gewesen wäre mich die Treppen hochzutragen. Reise vorbei, bevor es überhaupt losgeht. Wirklich bemerkenswert wie “barrierefrei” in Wirklichkeit aussieht, aber das fällt einem erst auf wenn man mit Handycap unterwegs ist… und wir konnten uns immerhin noch selbst helfen.

Am Freitag sind wir dann mit dem Auto zu Vincents Oma gefahren, besuchten Vincents Uroma im Pflegeheim und statteten der Landesgartenschau einen Besuch ab. Der Baumwipfelpfad, der eigens für die Schau aufgebaut wurde, war mit dem Kinderwagen zu begehen und wirklich schön.

Nach einem super Tag gings zurück nach Hunteburg, wo wir wieder eine sehr schöne Zeit inkl. Geburtstagsfeier verbracht haben. Es ist einfach sehr schön dorthin zu kommen, es wird wirklich alles dafür getan, dass man sich wohl fühlt. Ein eigenes Zimmer, sogar ein Kinderbettchen für Vincent und eine Babyschale fürs Auto konnten wir uns von Martins Freundin ausleihen. Die Party selbst war mal wieder legendär, die Cocktails gut und es lagen Wogen der Entspannung in der Luft. Ein weiteres Mal konnte der Cocktailmixer sein “Glück” kaum wahrhaben, denn die 40 Gäste haben mehr Umsatz gemacht als eine durchschnittliche Veranstaltung mit etwa 100 Leuten ;-). Allerdings haben wir uns das mit Vincent etwas einfacher vorgestellt, die wechselnden Lautstärkepegel, viele Menschen + Hund waren letztendlich dann doch etwas viel. Annika ging dann etwas früher nach oben, aber das Lachen ist dem Kleinen trotzdem nicht vergangen ;-). Alles gut, aber es ist halt alles nicht mehr so wie vorher.

Der Rückfahrt selbst muss ich leider einen eigenen Absatz widmen, denn das Kinderabteil macht nur Sinn, wenn man es sich mit rücksichtsvollen Leuten teilt. Wenn allerdings die anderen Kinder (es waren nur drei) keinerlei Anstand beigebracht bekommen, aber ihren Namen steppen können, ansonsten aber nie zurechtgewiesen werden… geht einem das gelinde gesagt gehörig auf den Sack. 4 Stunden Dauerbeschallung von Kindern die ungefähr 17 Spielsachen dabei hatten die Lärm machen, parallel zwei Geschichten in unverminderter Lautstärke anhören (oder auch vorgelesen bekommen!), sorry, da hab ich kein Verständnis. Nur rumgebrülle, “ich mag aber” , “ich will aber”, “neeeeeeeein duuuuu nicht”, “meeeeeeeeeeins”, und die Mütter sitzen daneben und sagen a) nichts zu ihren Kindern und unterhalten sich b) ähnlich laut selbst… was will man da erwarten? Nach einer freundlichen Bitte den Geräuschpegel zu senken hats ganze 2min gehalten, wenn überhaupt. Dass da noch ein Baby ist haben die Kinder überhaupt garnicht in ihrem Wahn zwischen Kreischen und Sabbeln im Wirrwarr von Entertainment wahrgenommen. Es kamen dann zwar halbherzig immer wieder mal ein “psssssst das Baby”, aber wenn man halt sonst keine Sozialkompetenz zur Anwendung bringen muss wird das halt auch nix. Die Krönung: als eine der anderen Schratzen geschlafen hat, wird auf einmal mit mehr Nachdruck um etwas Benehmen gebeten. Ok. Immerhin genauso erfolglos. Ich glaube die Kinder haben wirklich 90% der Zeit in Schreilauten kommuniziert. Katastrophe. Das passiert wenn Regeln uncool sind. Kommen halt nur Trottel raus. Kann man so machen, aber dann ists halt Kacke.

Mir ist das ja wurscht wenn das nur denen auf den Senkel geht, aber das Leben besteht halt auch aus Interaktion mit anderen Menschen. Und dann geht mir diese fehlgeleitete Einstellung zur freien Entfaltung sozialer Inkompetenz mächtig gegen den Strich.
Der Vorteil: je mehr dieser fehlgeleiteten, später jungen Erwachsenen da sind, desto leichter wird’s für normale Menschen sich abzuheben. 

Das Fazit unserer Bahnreise: Kann man machen, allerdings bezweifeln wir stark, dass es unterm Strich wirklich entspannender ist als mit dem Auto. Das Drumherum ist einfach aus unserer Sicht eine mittlere Katastrophe und bis man mit Kinderwagen und Gepäck endlich auf seinem Platz sitzt vergehen Stunden und es wachsen einem diverse graue Haare. Entspannt fand ich die Hinfahrt, aber wenn dann auch noch absolut sozial inkompetente und rücksichtslose Mitfahrer dazukommen… warum sollen wir die Bahn vorziehen? Da werden die Argumente schon eng… Mal sehen. Eventuell das nächste Mal konsequent erste Klasse, aber die Odyssee bis zum Zug und wieder weg bleibt ja die Gleiche.

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